Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Die alliierte Friedensbesetzung der nord- und ostfranzösischen Grenzgebiete im Sommer 1815 bis Ende 1818. Korrespondenzen Sächsischer Militärpost. Die beiden ersten Königlich Sächsischen Feldpost-Stempel

Arnim Knapp

Politische und militärische Situation: Die Hundert Tage Herrschaft Napoleons und der zweite Pariser Frieden am 20. November 1815.

Als Napoleon erfuhr, dass die Unzufriedenheit in Frankreich immer mehr wuchs, verließ er am 26. Februar 1815 mit etwa 1100 Soldaten sein Exil auf Elba und landete am 1. März 1815 an der Küste der Provence. Die gegen ihn ausgesandten Truppen liefen zu ihm über. Am 20. März zog Napoleon in Paris ein.

Die Großmächte des Wiener-Kongress (England, Russland, Österreich, und Preußen) griffen sofort zu den Waffen. Am 14. Juni drang Napoleon in Belgien ein, um die dort versammelten englischen und preußischen Truppen zu vernichten, bevor die Russen und Österreicher eintreffen würden. Aber seinem Sieg bei Ligny am 16. Juni folgte schnell die vollständige Niederlage in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815.

Die Großmächte auf dem Wiener-Kongress beschlossen auf Drängen Preußens die Teilung Sachsens. Das hatte zur Folge, dass auch die Sächsische Armee geteilt werden sollte und die in den von Preußen annektierten Sächsischen Gebiete wohnenden Soldaten auf Preußen zu vereidigen. Den Offizieren wurde dieses freigestellt. Dies führte zum Lütticher Aufstand der dort stationierten sächsischen Truppen gegen Blücher. Die Rädelsführer wurden standrechtlich erschossen und die Teilung der sächsischen Truppen sofort vollzogen.

Die militärischen Aktivitäten endeten damit für die sächsische Armee im Sommer 1815. Nach der entscheidenden Schlacht von Waterloo wurde ein neu gebildetes sächsischer Korps am 11. Juni 1815 mit ersten Teilen in Marschgesetzt, um sich den österreichischen Truppen des Fürsten Schwarzenberg anzuschließen. Durch Verstärkung konnte das sächsische Korps auf 16000 Mann und 3000 Pferde gebracht werden. Sie lösten österreichische und badische Truppen bei der Belagerung von Schlettstadt und Neu-Breisach ab. Geringere Kräfte blieben noch als Besatzungsarmee in Frankreich. Die verschiedenen Standorte werden nachfolgend noch aufgezeigt.
Nach der verlorenen Schlacht von Waterloo und der Flucht Napoleons am 21. Juni nach Paris, wurde der Kaiser von der Kammer gezwungen am folgenden Tag abzudanken. Sein zweites Kaisertum dauerte genau 100 Tage. Auf Beschluss der Verbündeten Mächte wurde Napoleon auf Lebenszeit nach St. Helena verbannt.
Im Zweiten Pariser Frieden zwischen König Ludwig XVIII. und den vier Großmächten musste sich Frankreich mit den Grenzen von 1790 begnügen.

Um ausreichende Sicherheit für die Zahlung der Kriegsentschädigung sowie Schutz vor einer erneuten revolutionären Veränderung Frankreichs zu haben, waren zur Überwachung gemäß den Bestimmungen des Zweiten Pariser Frieden in den Jahren 1815 bis 1818 ein Korps von 150.000 Mann in den nord- und ostfranzösischen Departements stationiert. Diese Besatzungstruppen mussten von Frankreich bezahlt werden.
Die Hauptkontingente stellten England, Russland, Österreich und Preußen mit je 30.000 Mann. Weitere Besatzungstruppen stellten Bayern (10.000 Mann) und Sachsen, Württemberg, Hannover und Dänemark (je 5.000 Mann). diese Besatzungstruppen standen unter dem Oberkommando des Herzogs von Wellington. Die Verantwortung für innere Sicherheit der einzelnen Kontingente lag bei den Führungsstäben der einzelnen Verbände.
Am 28. März 1815 war der vor Napoleon geflohene König Ludwig XVIII. der Allianz gegen den Kaiser beigetreten. Deshalb richtete sich der Krieg nur gegen Napoleon und nicht gegen das französische Volk. Die alliierte Besatzung wurde von einer Okkupationsarmee in eine reine Waffenstillstandsbesetzung umgewandelt. Als Gegenleistung musste sich Frankreich aber zur Übernahme der Kosten für den Sold und die Ausrüstung der Besatzungstruppen verpflichten.
In der folgenden Karte von Nord- und Ostfrankreich sind die besetzten Departements eingezeichnet.
Weiß = Besetzte Gebiete Frankreichs durch die Alliierten:
Preußen, Österreich, Russen, Briten, Sachsen zum Schutz der deutschen und belgischen Grenze, der Kanal-Küste um Calais und der elsässischen Grenze.

In der Folge wechselte das Sächsische Kontingent mehrmals den Standort (Departement-Standorte der Sächsischen Besatzungstruppen = Rot).

1ter Standort: Juli 1815 bis 18./20. Dezember 1815, Departement Haut-Rhin mit dem Hauptquartier Colmar.

Drei Belege von der Besetzung des Elsass mit dem Hauptquartier Colmar. Während dieser Zeit wurde der erste Sächsische Feldpoststempel nur in schwarzer Farbe abgeschlagen. In schwarzer Farbe ist die Verwendung dieses Stempels deutlich seltener.

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: COLMAR Elsass Oktober 1815 nach WALDENBURG
Die Angabe „Feldpost“ in der linken unteren Ecke bewirkte die Portofreiheit. Unterlagen über die Portfreiheitsbestimmungen sind nicht erhalten geblieben.
Inhaltsangabe:
Wir drehen uns jetzt im Elsass herum und plagen Bürger und Bauern, auf gut militärisch heißt es aber nicht plagen, sondern requirieren, das ist nun mal beym Soldaten nicht anders uns fällt dies gar nicht auf, wenn es nur den Einwohnern nicht auffiele? Doch versichert uns Jedermann, daß sie jetzt bey den Sachsen wie im Himmel lebten, denn vor uns waren Badener- und Österreichische Truppen in hiesiger Gegend, die mögen ihnen erst schön mitgespielt haben.

Post-Einlieferungsschein beim Königlich Sächsischen Feldpost-Amt 1815 aus dem besetzten Elsass mit dem sehr selten belegten ersten Königlich Sächsischen Feldpoststempel (einzig mir bekannter Post-Schein mit dem ovalen sächs. Feldpoststempel „K.S. FELDPOST“).
Die erste Type von Postscheinen die während der Besetzung Frankreichs im Einsatz waren.

Mit dem Einlieferungsschein wurde eine Kriegsbeute aus Frankreich nach Sachsen verschickt.

Mit dem Postschein wurde am 23. September 1815 aus dem Hauptquartier Colmar nach Johannisberg Sachsen eine emballierte (verpackte) Schachtel mit einer silbernen Taschenuhr aufgegeben.

Einer der schönsten Feldpostbriefe aus dem Standort COLMAR

Sammlung Arnim Knapp, ex Sammlung Schmidt

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: COLMAR 15. Oktober 1815 nach DRESDEN. Das Andreskreuz signalisierte der Post
die Gebührenfreiheit.

Absender und Empfänger: Von Oberst Hans August von Seydewitz veranlasst durch Generalmajor
von Nostitz
an Major von Sichardt in Dresden.
Inhaltsangaben: es geht um die Abrechnung des Feldwebels Glänzel seiner Kompanie.

2ter Standort: Um den Österreichern Platz zu machen brach das sächsische Korps in zwei Kolonnen am 18./20. Dezember 1815 unter dem General-Major Gablenz auf und besetzten am 12. Januar 1816 die Festung Questnoy im Departement Meuse. (von dort sind mir zwei Briefe bekannt)

In einer Zeit als die Napoleonische Herrschaft endlich vorüber war, sehnte man sich in Europa nach Frieden und etwas ruhigeren Zeiten. Doch vor 200 Jahren erfasste Zentral-Europa die letzte große Hungersnot und das Jahr 1816 ging anschließend als das ‚Jahr ohne Sommer‘ in die Geschichte ein.

Feldpostbrief eines Soldaten in die Heimat mit Beschreibung der Auswirkungen eines Naturereignisses.

Portofreier Feldpostbrief eines Soldaten mit dem ersten Sächsischen Feldpoststempel „K.S. FELDPOST“ seit 1815,

Beförderung: aus der Festung Le Quesnoy nach „Ottendorf bei Chemnitz“ im Bestellbezirk von Mittweida Königreich Sachsen, an Gottfried Herrmann. „Mit der Feldpost“.


Johann Gottlob Herrmann war sächsischer Soldat und gemeinsam mit seinem Bruder in Nord- Frankreich stationiert. Ende November schrieben sie einen Brief an ihre Eltern (Johann Gottfried Herrmann) in ihre Heimat, Ottendorf.
Er berichtet Vorkommnisse in der Besatzung und schwärmt sehnsüchtig von der sächsischen Heimat. Ein Zentrales Thema seines Briefes ist die Knappheit an Nahrungsmitteln, sowohl in Sachsen, als auch in Frankreich. Doch dies lag nicht an den kriegerischen Auseinandersetzungen während der letzten Jahre, sondern das kalte und regnerische Wetter führte zur letzten großen Hungersnot in Zentral-Europa.
Was damals noch niemand wusste, so war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815 die Ursache für diese Katastrophe. Als Folge des Ausbruchs gab es hauptsächlich in Zentral-Europa und Nordamerika das ganze Jahr über kalte Temperaturen, immer wieder Unwetter und starken Niederschlag. In Deutschland gab es im Juli 1816 sogar Minus-Temperaturen und Schnee. Somit war die Ernte dahin, der Getreidepreis stieg stetig an und erreichte im Sommer 1817 seinen Höhepunkt, kurz bevor die ersten Erntewagen wieder eintrafen. Das Jahr 1816 war anschließend bei den Deutschen als ‚Achtzehnhundert und erfroren‘ berüchtigt. Allerdings konnte erst im Jahr 1920 die Erklärung für diese Tragödie gefunden und auf den Ausbruch des Vulkans zurückgeführt werden.
Bei dieser prekären Situation auf allen Seiten ist es umso erstaunlicher, dass der kommandierende General Leutnant von Gablenz veranlasst, eine Zuwendung in die Heimat zu schicken. In dem Brief heißt es weiter, „eine Aufforderung geschehen, daß ein jeden eine kleine Beisteuer beitragen sollte vor das Nahrungsberaubte Erzgebirge in Sachsen“. In der Bayreuther Zeitung von 1816 wird dies als Edle Tat beschrieben und dass ein regelrechter Wettstreit zwischen den Soldaten entstand immer mehr Geld in die Heimat zu senden. Von Gablenz, aus einem uralten sächsischen Adelsgeschlecht stammend, brach Mitte November gen Heimat auf und steuerte selbst 400 Thaler bei.

Transkription des Soldaten-Briefs, dabei wurde auf die originale Schreibweise geachtet.

Festung Le Quesony d 9 ten November 1816

Viel geliebte Eltern
Euren Brief haben mir den 8 ten August richtig erhalten, und da aus er sehen daß Ihr lieben Eltern noch am Leben und Gesund waret welches uns sehr erfreut hatt. Mir beiten Brüder befinden uns Gott Sey Dank recht wohl, Gott helfe wieder auf beiden seyten. Mir haben mit Größ an Miß ver gnügen die Traurige Lage mit Sachsen aus Euren und mehreren Brüfen ver nomen, daß Es an Handel und Wandel und aller Art Handtierung sehr gehemmt ist, und daß die Natur Witterung, die Lebens mittel sehr ver hindert und ver derbt hatt.
Viel Geliebte Eltern Mir haben viele be Kümemis um Euch’n Sein ver sichert Genug daß Euch dieses Hartes Schück Saal zu tragen sehr schwär wird und Ihr euch auf euren Altentagen eine unter Stützung wünscht von euren Kindern welche Euch schwör worden sind in ihren Jugend auf zu Ziehen und Ihr hätt es auch als recht schaffene Vater und Mutter die Uns zu allen Guten an gehalten haben ver dient
Aber leiter Mir beiten Brüder seyn zu um ver mögent und so weit von Euch ent fernt daß Mir Euch nicht eine Hand reichen oder unter stützen zu können weil aber dieses Alles in unseren Kräften und ver Mögen nicht stehendt, Sowohl als Wir wieder diesen Zeit punkd strome nicht entgegen schwümen können, So müssen Mir alle unsere Sorgen und Kümernisse und alles das geringe das Unser Herz beun ruhiget auf den Festen und un ver gänglichen Fels würfen welcher der Allgütiger Gott ist der Aller unser Vater er Retter und Mittler unser Noth ist und an alle ….. Hülfe Scheint aus zu seyn dann ist Gott der Wächter an unserer seyte der uns seine Müllte Vater Hand dar reichet
um uns aus den kerker der Trübsaal zu führen und die Cuelle des Trübsals zu verstehen.
Lieben Eltern wen Ich Euch etwas von Neuigkeiten schreiben sollte so ist es dieses Jahr in Frankreich viel Regen gewest das bey nahe alle früchte schaden gelitten haben, der Brod preiß ist sehr hoch gestiegen das ein Pfund brod 4 Sou oder nach Sachsengelde 1 gr., 4 pfg kostet Erdäpfel und ander gemüse ist sehr wenig und so theuer das Man es nicht bezahlen kann und wie jetz die Aus sichten seyn so scheint es noch in Frankreich sehr schlechte Zeit zu werden, das Armut ist sehr groß, und auf keine Art ist nichts zu erweben Handel ….. und Fabriken und ver dienste sein ….. in Sachsen
Nota Es ist für das Erz Gebyrge in Sachsen Aus in Frankreich Stehentes Corps von den Kommandierenten Herr General Leutenane von Gabelenz eine Auf Forter ung geschehen das ein jeder eine kleine bey Steuer bey tragen sollte Vor das Nahrungs beraubte Erz gebürg in Sachsen,

Lieben Eltern um unß traget keine Sorge Mir beyten Brüder befünden uns Gott sey Dank recht wohl und er leichternd und unser Schücksaal und Wünschen das Mir balt in die Mitte unser anver Wanten treten könten, Lieben Eltern Ich erinnere Euch nochmals an meinen Kleidungstücken diese nicht lasen zu verderben zu komen und Ich bin versichert Ihr werdet sie nicht laßen zu schaden werden Ich wünschte das es Gottes wate wäre das Ich sie balt wieder tragen könnte

Viele Grüße an alle Anverwante und Freunde welche Ihr wohlet die Gütte haben so schreibt uns balt wie es in Sachsen zu gehet Johan Gottlob Herrmann und wen Ihr schreibt so siegelt den Brief mit Obelaten und nicht mit Siegelack

An Orthographie und Schreibweise erkennt man, dass es sich um einen einfachen Soldaten handelte.

3ter Standort: Das Hauptquartier befand sich anschließend in Lillers im Departement Pas-De-Calais.

Bisher sind mir keine Briefe aus diesem Hauptquartier bekannt.

4ter Standort: Anschließend wurden die Sächsischen Truppen an den Grenzbereich zu Flandern verlegt

Departement Nord mit dem Hauptquartier Tourcoing bei Lille

Brief an den Kommandeur der Sächsischen Besatzungsarmee „General von Gablenz“ (Heinrich Adolf von Gablenz) im Hauptquartier der Sächsischen Besatzungstruppen von Tourcoing. Brief in das Hauptquartier der Sächsischen Truppen.

Portofreier Feldpostbrief
Absender: Préfekt de Dèpartement du Nord
Adressat: General von Gablenz, Commandant du Corps d´Armée Saxon
Beförderung: Lille (Départment du Nord) 28. Juni 1816 nach Tourcoing
Adressseite: Franchise-Stempel „Préfet Dép. Du Nord“
Siegelseite: ein französischer Franchise-Stempel „Préfecture du Département du Nord“ mit dem bourbonischen Staatswappen (3 Lilien)
Briefinhalt: Er befasst sich mit dem Vorschlag, mit Rücksicht auf die günstigen sommerlichen Witterungsverhältnisse, mit dem Bau stationärer Kasernen in Roubaix zu beginnen, um die Truppen von ihrem bisher eingenommenen Feldlager in feste Unterkünfte überführen zu können.
Die Portofreie Beförderung durch die Feldpost endete an der Sächsisch-Preußischen Grenze (einzig mir bekannter Brief) infolge der Bestimmungen des Friedensschlusses auf dem Wiener Kongress 1815. Vor dem Wiener Kongress war Merseburg sächsisch.
Belege aus dem Departement Nord (es sind mir 2 Briefe mit diesem Stempel bekannt)

Sächsischer Feldpostbrief aus dem besetzten Flandern nach Wegwitz bei Merseburg in Preußen nach der Teilung Sachsens infolge der Verhandlungen beim „Wiener Kongress“.

Portofreier Feldpostbrief bis zur sächsischen Grenze
Beförderung: Roubaix (nordöstlich von Lille) 4. September 1816 über („Lpz 10/9“) Leipzig 10. September 1816 („Militairbrief mit der Königl. Sächs. Feldpost“) nach Wegwitz in den Bestellbezirk von Merseburg (seit dem Wiener Kongress 1815 preußischer Postbezirk)
Gebühren:
Portofrei bis zur sächsischen Ausgangsgrenze
Porto Preußen = 1 Gr. +
Bestellgeld = ½ Gr. (Wegwitz)
Zusammen = 1 Gr. 6 Pfg. vom Empfänger zu bezahlen
Ausschnitt der Briefrückseite: Porto und der Botenlohn wurden handschriftlich vermerkt.

Das Siegel trägt die Inschrift „WIRTSCHAFTS-COMMISSION KÖNIGL.SACHSISCHES 1 SCHÜTZEN-BATAILLON“.

Feldpostbrief aus dem letzten Jahr der Sächsischen Besatzungstruppen in Frankreich.
Feldpostbriefe waren nicht vom Bestellgeld befreit.

Portofreier Feldpostbrief
Das Andreskreuz signalisiert der Post die Gebührenfreiheit
Beförderung: Hautebourdin (südwestlich Lille) 18. Februar 1818 nach Reudnitz im Bestellbezirk von Ostritz
Gebühren: Bestellgeld in Reudnitz im den Landbestellbezirk von Ostritz = 6 Pfg.

Transkription:
„Viel gelibter Bruder und Mutter
Wen dich meine bar zeilen bey guter Gesundheit anbelangt soll es mich herzlich freuen, was mich anbelangt so befinde ich mich gott sey dank gesund.
Lieber Bruder ich muß mich doch sehr wundern, da ich doch beinahe 3 Monate schon an dich geschrieben habe und noch keine Antwort erhalten habe, ich weis nicht wie das zu geht da doch noch kein Brief verlohren gegangen ist, so lange als ich in Frankreich bin solte diser nicht an dich gekomen sein so glaube ich doch daß du disen erhalten wirst, ich habe dir geschrieben daß Du mir sollst die gelbe weste ohne ermel schiken und das schwarze seiden Tuch weilich hir hausen keines kaufen will den es ist alles noch ein Mahl so Theuer und Daug auch nichts soltes du den Brief nicht erhalten haben so schike es mir so gleich auf disen, ich habe auch an Rößlern geschriben schreibt mir doch mit ob er ihn erhalten hat
Ich grüße auch alle vielmahl Dein Bruder bis in Dod Pache, Corporal“

Am 30. Januar 1816 fand der nächste Quartierwechsel in das Departement Nord in der Nähe der Festung Lille statt. Das Hauptquartier lag nun in Tourcoing. Hier verblieb das sächsische Korps bis zum 7. November 1818.

Feldpostbrief aus der Heimat in das Hauptquartier der Sächsischen Truppen

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: Sachsen nach Tourconing bei Lille 1816 durch einen Feldpostkurier; „Durch die Feldpost“.
Adressat: Kgl. Sächsischer Equipage Soldat „Samuel Endler“ bei der Feld-Kriegs-Kasse der Kgl. Sächs. Mobilen Truppen im Hauptquartier zu Tourcoing bei Lille in französisch Flandern.

Post-Einlieferungsschein aus dem Hauptquartier der Sächsischen Truppen (Zweite Type; es sind mir nur 4 Stücke bekannt) kurz vor dem Ende der Besetzung Frankreichs beim Königlich Sächsischen Feldpost-Amt. Nach dem Aachener Kongress vom 29. September bis zum 21. November 1818.

Während der Besatzungszeit Kgl. Sächsischer Truppen in Frankreich gedruckter Postschein des Kgl. Sächsischen Feldpostamtes vom 12. Juli 1818 aus dem Hauptquartier in Tourcoing. Er quittiert einen „Rapport“ der Sächsischen Truppen nach Dresden. Im Rapport befand sich eine Anweisung über 30 Thaler 18 Groschen. Aufgeber: „Canzlei des Generalstabes“
Empfänger: „Seine Exellenz dem kommandierenden General-Leutnant von Le Coq“

Militärdienstbrief vom Hauptquartier Tourcoing zum Standort Lille mit dem Frachise- Stempel der Kgl. Sächs. Feldpost „SEVICE MILITAIR Königl:Saechs:Feld-Post-Amt in Frankreich“ (einzig mir bekanntes Stück)

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: TOURCOIN 8. Dezember 1817 nach LILLE
Absender: Le Commandant du Corps Saxon General Zezschwitz
Adressat: Monsieur le Comt de Rémusat, Préfet du Departement du Nord á Lille

Absender: Stationen Johann Adolf Freiherr von Zezschwitz während der Napoleonischen Feldzüge ab 1814:
Ende 1813 kehrte er aus russischer Gefangenschaft nach Sachsen zurück. Am Feldzug 1814 nahm er im Stab des Oberbefehlshabers des 3. deutschen Armeekorps, zu welchem die neuaufgestellten sächsischen Truppen gehörten, des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar, in Flandern und in Nordfrankreich teil.
Mitte April 1815 trat Thielmann in preußische Dienste und verließ das Korps. Dadurch fiel Zezschwitz die Leitung der Geschäfte während des Feldzuges 1815 und der Maiereignisse von Lüttich zu. Anschließend führte er die Truppen nach Westfalen, wo sie in einen preußischen und einen sächsischen Teil geschieden wurden. Den Offizieren wurde die Zugehörigkeit freigestellt.
Zum in Frankreich stehenden Besatzungsheer des Herzogs von Wellington gehörte ein Kontingent von 5.000 Sachsen, die unter dem Befehl von Heinrich Adolf von Gablenz standen. Zezschwitz wurde dort Chef des Generalstabes und 1817 zum Generalmajor befördert, bevor er es Ende 1818 in die Heimat zurückführte.

Adressat: Auguste-Laurent de Rémusat (1762–1823) war Kammerherr Napoleon Bonapartes
sowie späterer Präfekt vom Departemente du Nord
Zweiter Sächsischer Feldpoststempel wurde von der Heimat an die Front verwendet. Er wurde immer in schwarzer Farbe abgeschlagen.

Briefe aus der Heimat über die Briefsammelstelle Dresden in das besetzte Frankreich.

Zwei Feldpostbriefe aus Dresden nach Tourcoing bei Lille, dem Hauptquartier der Sächsischen Besatzungs-Truppen ab 1816.
Feldpost-Briefe aus der Heimat nach Frankreich wurden mit dem Stempel „Milit.Brief Dresden.“ gekennzeichnet. Dieser Stempel beurkundete die Portofreiheit (es sind mir 6 Briefe bekannt).

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: DRESDEN nach TOURCOING bei LILLE
Adressat: das Wohllöbliche Brigade Kriegsgericht beim mobilen Corps der Kgl. Sächs. Armee
Absender: Das Linieninfanterie-Regiment „Prinz Maximilian“ war ein Infanterieverband der kurfürstlich (später königlich) sächsischen Armee. Es wurde am 7. Dezember 1701 als Infanterie- Regiment „Graf Beichlingen“ zur Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I (August der Starken) gegründet und wurde nach dem Verlust der sächsischen Militärautonomie am 31. März 1919 aufgelöst. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig kämpfen die Reste des Regiments als 2. Linieninfanterieregiment gegen Frankreich. Anschließend verbleibt das Regiment bis 1816 als Besatzungstruppe in Frankreich.1814-1816 In Folge der Anfang November 1813 eingetretenen Neuformierung der Armee nahm es an dem Feldzug in Flandern teil und focht bei Camp de Nousies oder beim Ausfalls-Gefecht bei Affevent. Anschließend verblieb das Regiment von 1816 bis Ende 1818 als Besatzungstruppe in Frankreich.

Portofreier Feldpostbrief mit Francise-Vermerk: „Milit. Mit der Königl. Sächs. Feldpost“
Einzig mir bekannter Brief Brief vom Magistrat der Stadt Dresden (Kgr. Sachsen) an den Bürgermeister von Heys op den Berg (vereinigtes Königreich Holland, östlich von Mechelen in der Region Flandern) der nicht gänzlich portofrei war. Es wird den Angehörigen das Ableben eines Soldaten aus dem Lazarett in Dresden übermittelt.

Nach der Französischen Besetzung Hollands: Der Name wurde gewählt, um einen neuen, vereinigten europäischen Staat zu bezeichnen, der während des Wiener Kongresses 1815 gegründet worden war. Dieser Staat, der oft auch einfach „Königreich der Niederlande“ genannt wurde, bestand aus den ehemaligen Österreichischen Niederlanden im Süden und der früheren Republik der Sieben Vereinigten Provinzen im Norden.

Transkription: „Les Magistrats de la Ville de Dresde
Monsieur le Maire de la Commune d Heyst op den Berg. Monsieur!
Il n´y a pas de moyen de pouvoir Vous donner quelques nouvelles certaines sur la vie ou la mort du jeune Joseph Geen, qui doit avoir ètè en Garnison á notre Ville vers l´an 1812 ou 1813, parceque tuos les listes des militaires, malades ou morts dans les hopiteaux de Dresde, tenées par des Employés francois, se trouvent maintenant á Paris chez Monsieur Bourdin, régisseur général des hopiteaux de cette Ville.
Veuillés prendre cela en réponse sur votre lettre du 26. Octobre de 1 année courrante de ceux, qui
ont l´honneur d´étre avec respect, Vos trés humbles Serviteurs, les Magistrats de la Ville de Dresde,
Hermann, Syd.

Dresde, le 15. Novbr. 1815. 4. Francs Frais de Poste et Judiciaires.“

Portofrei auf dem Gebiet Sachsens und Preußens bis zur holländischen Grenze (Rötelkreuz), in
Holland portopflichtig.

Francisevermerk „Choses militaires“
Beförderung: DRESDEN 18. November 1815 über das Grenzpostamt „Henry de Chapelle“
(südwestlich von Aachen) nach HEYST OP DEN BERG.
Porto in Holland: 20 Stuiver + 2 Stuiver 2 Duyt Bestellgeld

Auf der Siegelseite befindet sich der Übernahmestempel der Kgl. Niederländischen Postverwaltung
„Duitsch Grensk: te Henri Chapelle“ und das Porto für den Empfänger „V 22 H 2“

Die spätesten mir bekannten Briefe während der Besatzungszeit Sächsischer Truppen in Nordfrankreich vom Oktober und November 1818. Die Portofreiheit im Ausland war 1818 offensichtlich für Sächsische Militärbriefe aufgehoben. Sie wurden mit der regulären Post befördert.
Briefe an den Sächsischen General-Major von Nostitz im königlich sächsischen mobilen Armee-Corps gerichtet.

Einfacher Portobrief
Beförderung: Von ANTWERPEN 19. Okt. 1818 über LILLE „PAYS BAS PAR LILLE“ nach TOURCOING,
Gebühren: nach dem Postvertrag Niederlande mit Frankreich von 1817 „L.P.B. 2.R.“
Tourcoing im 2ten Entf. Rayon = 8 Dezimen vom Empfänger zu bezahlen

Einfacher Portobrief mit Weitersendung
Beförderung: Von HAMBURG 11. Nov. 1818 bis Holland ist der Brief im geschlossenen Paket befördert, DEVENTER Grenzpostamt Holland, dort wurde der Grenzübergangsstempel „Noordsch Grenzkantoor“ er kennzeichnet die Herkunft aus dem Norden (Hamburg) über LILLE das mit Deventer die Post austauschte „PAYS BAS PAR LILLE“ nach TOURCOING, Dort weitergesendet nach CAMBRAY südlich von Tourcoing. In Tourcoing wurde der Brief wieder zur Post nach Campray aufgegeben „DEB. 57 TOURCOIN“
Gebühren: nach dem Postvertrag Niederlande mit Frankreich von 1817 „L.P.B. 4.R.“
Tourcoing im 4ten Entf. Rayon = 10 Dezimen = 8 Dez. für Holland u. 2 Dez. für Frankr.
Tourcoing nach Campray = 2 Dezimen
Porto Empfänger = 12 Dezimen
Weil der Brief den Postweg verlassen hatte kostete er weitere 2 Dezimen zur Verrechnung wurde
der Stempel DEB. 57 TOURCOIN abgeschlagen.

Aufruf des Autors:
Wer ähnliche Belege aus dieser Zeit in seiner Sammlung hat bitte an Arnim Knapp per Mail schicken (mindestens 300 DPI scannen) damit wir diese in einem Ergänzungsartikel veröffentlichen können.