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Die alliierte Friedensbesetzung der nord- und ostfranzösischen Grenzgebiete im Sommer 1815 bis Ende 1818. Korrespondenzen Sächsischer Militärpost. Die beiden ersten Königlich Sächsischen Feldpost-Stempel

Arnim Knapp

Politische und militärische Situation: Die Hundert Tage Herrschaft Napoleons und der zweite Pariser Frieden am 20. November 1815.

Als Napoleon erfuhr, dass die Unzufriedenheit in Frankreich immer mehr wuchs, verließ er am 26. Februar 1815 mit etwa 1100 Soldaten sein Exil auf Elba und landete am 1. März 1815 an der Küste der Provence. Die gegen ihn ausgesandten Truppen liefen zu ihm über. Am 20. März zog Napoleon in Paris ein.

Die Großmächte des Wiener-Kongress (England, Russland, Österreich, und Preußen) griffen sofort zu den Waffen. Am 14. Juni drang Napoleon in Belgien ein, um die dort versammelten englischen und preußischen Truppen zu vernichten, bevor die Russen und Österreicher eintreffen würden. Aber seinem Sieg bei Ligny am 16. Juni folgte schnell die vollständige Niederlage in der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815.

Die Großmächte auf dem Wiener-Kongress beschlossen auf Drängen Preußens die Teilung Sachsens. Das hatte zur Folge, dass auch die Sächsische Armee geteilt werden sollte und die in den von Preußen annektierten Sächsischen Gebiete wohnenden Soldaten auf Preußen zu vereidigen. Den Offizieren wurde dieses freigestellt. Dies führte zum Lütticher Aufstand der dort stationierten sächsischen Truppen gegen Blücher. Die Rädelsführer wurden standrechtlich erschossen und die Teilung der sächsischen Truppen sofort vollzogen.

Die militärischen Aktivitäten endeten damit für die sächsische Armee im Sommer 1815. Nach der entscheidenden Schlacht von Waterloo wurde ein neu gebildetes sächsischer Korps am 11. Juni 1815 mit ersten Teilen in Marschgesetzt, um sich den österreichischen Truppen des Fürsten Schwarzenberg anzuschließen. Durch Verstärkung konnte das sächsische Korps auf 16000 Mann und 3000 Pferde gebracht werden. Sie lösten österreichische und badische Truppen bei der Belagerung von Schlettstadt und Neu-Breisach ab. Geringere Kräfte blieben noch als Besatzungsarmee in Frankreich. Die verschiedenen Standorte werden nachfolgend noch aufgezeigt.
Nach der verlorenen Schlacht von Waterloo und der Flucht Napoleons am 21. Juni nach Paris, wurde der Kaiser von der Kammer gezwungen am folgenden Tag abzudanken. Sein zweites Kaisertum dauerte genau 100 Tage. Auf Beschluss der Verbündeten Mächte wurde Napoleon auf Lebenszeit nach St. Helena verbannt.
Im Zweiten Pariser Frieden zwischen König Ludwig XVIII. und den vier Großmächten musste sich Frankreich mit den Grenzen von 1790 begnügen.

Um ausreichende Sicherheit für die Zahlung der Kriegsentschädigung sowie Schutz vor einer erneuten revolutionären Veränderung Frankreichs zu haben, waren zur Überwachung gemäß den Bestimmungen des Zweiten Pariser Frieden in den Jahren 1815 bis 1818 ein Korps von 150.000 Mann in den nord- und ostfranzösischen Departements stationiert. Diese Besatzungstruppen mussten von Frankreich bezahlt werden.
Die Hauptkontingente stellten England, Russland, Österreich und Preußen mit je 30.000 Mann. Weitere Besatzungstruppen stellten Bayern (10.000 Mann) und Sachsen, Württemberg, Hannover und Dänemark (je 5.000 Mann). diese Besatzungstruppen standen unter dem Oberkommando des Herzogs von Wellington. Die Verantwortung für innere Sicherheit der einzelnen Kontingente lag bei den Führungsstäben der einzelnen Verbände.
Am 28. März 1815 war der vor Napoleon geflohene König Ludwig XVIII. der Allianz gegen den Kaiser beigetreten. Deshalb richtete sich der Krieg nur gegen Napoleon und nicht gegen das französische Volk. Die alliierte Besatzung wurde von einer Okkupationsarmee in eine reine Waffenstillstandsbesetzung umgewandelt. Als Gegenleistung musste sich Frankreich aber zur Übernahme der Kosten für den Sold und die Ausrüstung der Besatzungstruppen verpflichten.
In der folgenden Karte von Nord- und Ostfrankreich sind die besetzten Departements eingezeichnet.
Weiß = Besetzte Gebiete Frankreichs durch die Alliierten:
Preußen, Österreich, Russen, Briten, Sachsen zum Schutz der deutschen und belgischen Grenze, der Kanal-Küste um Calais und der elsässischen Grenze.

In der Folge wechselte das Sächsische Kontingent mehrmals den Standort (Departement-Standorte der Sächsischen Besatzungstruppen = Rot).

1ter Standort: Juli 1815 bis 18./20. Dezember 1815, Departement Haut-Rhin mit dem Hauptquartier Colmar.

Drei Belege von der Besetzung des Elsass mit dem Hauptquartier Colmar. Während dieser Zeit wurde der erste Sächsische Feldpoststempel nur in schwarzer Farbe abgeschlagen. In schwarzer Farbe ist die Verwendung dieses Stempels deutlich seltener.

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: COLMAR Elsass Oktober 1815 nach WALDENBURG
Die Angabe „Feldpost“ in der linken unteren Ecke bewirkte die Portofreiheit. Unterlagen über die Portfreiheitsbestimmungen sind nicht erhalten geblieben.
Inhaltsangabe:
Wir drehen uns jetzt im Elsass herum und plagen Bürger und Bauern, auf gut militärisch heißt es aber nicht plagen, sondern requirieren, das ist nun mal beym Soldaten nicht anders uns fällt dies gar nicht auf, wenn es nur den Einwohnern nicht auffiele? Doch versichert uns Jedermann, daß sie jetzt bey den Sachsen wie im Himmel lebten, denn vor uns waren Badener- und Österreichische Truppen in hiesiger Gegend, die mögen ihnen erst schön mitgespielt haben.

Post-Einlieferungsschein beim Königlich Sächsischen Feldpost-Amt 1815 aus dem besetzten Elsass mit dem sehr selten belegten ersten Königlich Sächsischen Feldpoststempel (einzig mir bekannter Post-Schein mit dem ovalen sächs. Feldpoststempel „K.S. FELDPOST“).
Die erste Type von Postscheinen die während der Besetzung Frankreichs im Einsatz waren.

Mit dem Einlieferungsschein wurde eine Kriegsbeute aus Frankreich nach Sachsen verschickt.

Mit dem Postschein wurde am 23. September 1815 aus dem Hauptquartier Colmar nach Johannisberg Sachsen eine emballierte (verpackte) Schachtel mit einer silbernen Taschenuhr aufgegeben.

Einer der schönsten Feldpostbriefe aus dem Standort COLMAR

Sammlung Arnim Knapp, ex Sammlung Schmidt

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: COLMAR 15. Oktober 1815 nach DRESDEN. Das Andreskreuz signalisierte der Post
die Gebührenfreiheit.

Absender und Empfänger: Von Oberst Hans August von Seydewitz veranlasst durch Generalmajor
von Nostitz
an Major von Sichardt in Dresden.
Inhaltsangaben: es geht um die Abrechnung des Feldwebels Glänzel seiner Kompanie.

2ter Standort: Um den Österreichern Platz zu machen brach das sächsische Korps in zwei Kolonnen am 18./20. Dezember 1815 unter dem General-Major Gablenz auf und besetzten am 12. Januar 1816 die Festung Questnoy im Departement Meuse. (von dort sind mir zwei Briefe bekannt)

In einer Zeit als die Napoleonische Herrschaft endlich vorüber war, sehnte man sich in Europa nach Frieden und etwas ruhigeren Zeiten. Doch vor 200 Jahren erfasste Zentral-Europa die letzte große Hungersnot und das Jahr 1816 ging anschließend als das ‚Jahr ohne Sommer‘ in die Geschichte ein.

Feldpostbrief eines Soldaten in die Heimat mit Beschreibung der Auswirkungen eines Naturereignisses.

Portofreier Feldpostbrief eines Soldaten mit dem ersten Sächsischen Feldpoststempel „K.S. FELDPOST“ seit 1815,

Beförderung: aus der Festung Le Quesnoy nach „Ottendorf bei Chemnitz“ im Bestellbezirk von Mittweida Königreich Sachsen, an Gottfried Herrmann. „Mit der Feldpost“.


Johann Gottlob Herrmann war sächsischer Soldat und gemeinsam mit seinem Bruder in Nord- Frankreich stationiert. Ende November schrieben sie einen Brief an ihre Eltern (Johann Gottfried Herrmann) in ihre Heimat, Ottendorf.
Er berichtet Vorkommnisse in der Besatzung und schwärmt sehnsüchtig von der sächsischen Heimat. Ein Zentrales Thema seines Briefes ist die Knappheit an Nahrungsmitteln, sowohl in Sachsen, als auch in Frankreich. Doch dies lag nicht an den kriegerischen Auseinandersetzungen während der letzten Jahre, sondern das kalte und regnerische Wetter führte zur letzten großen Hungersnot in Zentral-Europa.
Was damals noch niemand wusste, so war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815 die Ursache für diese Katastrophe. Als Folge des Ausbruchs gab es hauptsächlich in Zentral-Europa und Nordamerika das ganze Jahr über kalte Temperaturen, immer wieder Unwetter und starken Niederschlag. In Deutschland gab es im Juli 1816 sogar Minus-Temperaturen und Schnee. Somit war die Ernte dahin, der Getreidepreis stieg stetig an und erreichte im Sommer 1817 seinen Höhepunkt, kurz bevor die ersten Erntewagen wieder eintrafen. Das Jahr 1816 war anschließend bei den Deutschen als ‚Achtzehnhundert und erfroren‘ berüchtigt. Allerdings konnte erst im Jahr 1920 die Erklärung für diese Tragödie gefunden und auf den Ausbruch des Vulkans zurückgeführt werden.
Bei dieser prekären Situation auf allen Seiten ist es umso erstaunlicher, dass der kommandierende General Leutnant von Gablenz veranlasst, eine Zuwendung in die Heimat zu schicken. In dem Brief heißt es weiter, „eine Aufforderung geschehen, daß ein jeden eine kleine Beisteuer beitragen sollte vor das Nahrungsberaubte Erzgebirge in Sachsen“. In der Bayreuther Zeitung von 1816 wird dies als Edle Tat beschrieben und dass ein regelrechter Wettstreit zwischen den Soldaten entstand immer mehr Geld in die Heimat zu senden. Von Gablenz, aus einem uralten sächsischen Adelsgeschlecht stammend, brach Mitte November gen Heimat auf und steuerte selbst 400 Thaler bei.

Transkription des Soldaten-Briefs, dabei wurde auf die originale Schreibweise geachtet.

Festung Le Quesony d 9 ten November 1816

Viel geliebte Eltern
Euren Brief haben mir den 8 ten August richtig erhalten, und da aus er sehen daß Ihr lieben Eltern noch am Leben und Gesund waret welches uns sehr erfreut hatt. Mir beiten Brüder befinden uns Gott Sey Dank recht wohl, Gott helfe wieder auf beiden seyten. Mir haben mit Größ an Miß ver gnügen die Traurige Lage mit Sachsen aus Euren und mehreren Brüfen ver nomen, daß Es an Handel und Wandel und aller Art Handtierung sehr gehemmt ist, und daß die Natur Witterung, die Lebens mittel sehr ver hindert und ver derbt hatt.
Viel Geliebte Eltern Mir haben viele be Kümemis um Euch’n Sein ver sichert Genug daß Euch dieses Hartes Schück Saal zu tragen sehr schwär wird und Ihr euch auf euren Altentagen eine unter Stützung wünscht von euren Kindern welche Euch schwör worden sind in ihren Jugend auf zu Ziehen und Ihr hätt es auch als recht schaffene Vater und Mutter die Uns zu allen Guten an gehalten haben ver dient
Aber leiter Mir beiten Brüder seyn zu um ver mögent und so weit von Euch ent fernt daß Mir Euch nicht eine Hand reichen oder unter stützen zu können weil aber dieses Alles in unseren Kräften und ver Mögen nicht stehendt, Sowohl als Wir wieder diesen Zeit punkd strome nicht entgegen schwümen können, So müssen Mir alle unsere Sorgen und Kümernisse und alles das geringe das Unser Herz beun ruhiget auf den Festen und un ver gänglichen Fels würfen welcher der Allgütiger Gott ist der Aller unser Vater er Retter und Mittler unser Noth ist und an alle ….. Hülfe Scheint aus zu seyn dann ist Gott der Wächter an unserer seyte der uns seine Müllte Vater Hand dar reichet
um uns aus den kerker der Trübsaal zu führen und die Cuelle des Trübsals zu verstehen.
Lieben Eltern wen Ich Euch etwas von Neuigkeiten schreiben sollte so ist es dieses Jahr in Frankreich viel Regen gewest das bey nahe alle früchte schaden gelitten haben, der Brod preiß ist sehr hoch gestiegen das ein Pfund brod 4 Sou oder nach Sachsengelde 1 gr., 4 pfg kostet Erdäpfel und ander gemüse ist sehr wenig und so theuer das Man es nicht bezahlen kann und wie jetz die Aus sichten seyn so scheint es noch in Frankreich sehr schlechte Zeit zu werden, das Armut ist sehr groß, und auf keine Art ist nichts zu erweben Handel ….. und Fabriken und ver dienste sein ….. in Sachsen
Nota Es ist für das Erz Gebyrge in Sachsen Aus in Frankreich Stehentes Corps von den Kommandierenten Herr General Leutenane von Gabelenz eine Auf Forter ung geschehen das ein jeder eine kleine bey Steuer bey tragen sollte Vor das Nahrungs beraubte Erz gebürg in Sachsen,

Lieben Eltern um unß traget keine Sorge Mir beyten Brüder befünden uns Gott sey Dank recht wohl und er leichternd und unser Schücksaal und Wünschen das Mir balt in die Mitte unser anver Wanten treten könten, Lieben Eltern Ich erinnere Euch nochmals an meinen Kleidungstücken diese nicht lasen zu verderben zu komen und Ich bin versichert Ihr werdet sie nicht laßen zu schaden werden Ich wünschte das es Gottes wate wäre das Ich sie balt wieder tragen könnte

Viele Grüße an alle Anverwante und Freunde welche Ihr wohlet die Gütte haben so schreibt uns balt wie es in Sachsen zu gehet Johan Gottlob Herrmann und wen Ihr schreibt so siegelt den Brief mit Obelaten und nicht mit Siegelack

An Orthographie und Schreibweise erkennt man, dass es sich um einen einfachen Soldaten handelte.

3ter Standort: Das Hauptquartier befand sich anschließend in Lillers im Departement Pas-De-Calais.

Bisher sind mir keine Briefe aus diesem Hauptquartier bekannt.

4ter Standort: Anschließend wurden die Sächsischen Truppen an den Grenzbereich zu Flandern verlegt

Departement Nord mit dem Hauptquartier Tourcoing bei Lille

Brief an den Kommandeur der Sächsischen Besatzungsarmee „General von Gablenz“ (Heinrich Adolf von Gablenz) im Hauptquartier der Sächsischen Besatzungstruppen von Tourcoing. Brief in das Hauptquartier der Sächsischen Truppen.

Portofreier Feldpostbrief
Absender: Préfekt de Dèpartement du Nord
Adressat: General von Gablenz, Commandant du Corps d´Armée Saxon
Beförderung: Lille (Départment du Nord) 28. Juni 1816 nach Tourcoing
Adressseite: Franchise-Stempel „Préfet Dép. Du Nord“
Siegelseite: ein französischer Franchise-Stempel „Préfecture du Département du Nord“ mit dem bourbonischen Staatswappen (3 Lilien)
Briefinhalt: Er befasst sich mit dem Vorschlag, mit Rücksicht auf die günstigen sommerlichen Witterungsverhältnisse, mit dem Bau stationärer Kasernen in Roubaix zu beginnen, um die Truppen von ihrem bisher eingenommenen Feldlager in feste Unterkünfte überführen zu können.
Die Portofreie Beförderung durch die Feldpost endete an der Sächsisch-Preußischen Grenze (einzig mir bekannter Brief) infolge der Bestimmungen des Friedensschlusses auf dem Wiener Kongress 1815. Vor dem Wiener Kongress war Merseburg sächsisch.
Belege aus dem Departement Nord (es sind mir 2 Briefe mit diesem Stempel bekannt)

Sächsischer Feldpostbrief aus dem besetzten Flandern nach Wegwitz bei Merseburg in Preußen nach der Teilung Sachsens infolge der Verhandlungen beim „Wiener Kongress“.

Portofreier Feldpostbrief bis zur sächsischen Grenze
Beförderung: Roubaix (nordöstlich von Lille) 4. September 1816 über („Lpz 10/9“) Leipzig 10. September 1816 („Militairbrief mit der Königl. Sächs. Feldpost“) nach Wegwitz in den Bestellbezirk von Merseburg (seit dem Wiener Kongress 1815 preußischer Postbezirk)
Gebühren:
Portofrei bis zur sächsischen Ausgangsgrenze
Porto Preußen = 1 Gr. +
Bestellgeld = ½ Gr. (Wegwitz)
Zusammen = 1 Gr. 6 Pfg. vom Empfänger zu bezahlen
Ausschnitt der Briefrückseite: Porto und der Botenlohn wurden handschriftlich vermerkt.

Das Siegel trägt die Inschrift „WIRTSCHAFTS-COMMISSION KÖNIGL.SACHSISCHES 1 SCHÜTZEN-BATAILLON“.

Feldpostbrief aus dem letzten Jahr der Sächsischen Besatzungstruppen in Frankreich.
Feldpostbriefe waren nicht vom Bestellgeld befreit.

Portofreier Feldpostbrief
Das Andreskreuz signalisiert der Post die Gebührenfreiheit
Beförderung: Hautebourdin (südwestlich Lille) 18. Februar 1818 nach Reudnitz im Bestellbezirk von Ostritz
Gebühren: Bestellgeld in Reudnitz im den Landbestellbezirk von Ostritz = 6 Pfg.

Transkription:
„Viel gelibter Bruder und Mutter
Wen dich meine bar zeilen bey guter Gesundheit anbelangt soll es mich herzlich freuen, was mich anbelangt so befinde ich mich gott sey dank gesund.
Lieber Bruder ich muß mich doch sehr wundern, da ich doch beinahe 3 Monate schon an dich geschrieben habe und noch keine Antwort erhalten habe, ich weis nicht wie das zu geht da doch noch kein Brief verlohren gegangen ist, so lange als ich in Frankreich bin solte diser nicht an dich gekomen sein so glaube ich doch daß du disen erhalten wirst, ich habe dir geschrieben daß Du mir sollst die gelbe weste ohne ermel schiken und das schwarze seiden Tuch weilich hir hausen keines kaufen will den es ist alles noch ein Mahl so Theuer und Daug auch nichts soltes du den Brief nicht erhalten haben so schike es mir so gleich auf disen, ich habe auch an Rößlern geschriben schreibt mir doch mit ob er ihn erhalten hat
Ich grüße auch alle vielmahl Dein Bruder bis in Dod Pache, Corporal“

Am 30. Januar 1816 fand der nächste Quartierwechsel in das Departement Nord in der Nähe der Festung Lille statt. Das Hauptquartier lag nun in Tourcoing. Hier verblieb das sächsische Korps bis zum 7. November 1818.

Feldpostbrief aus der Heimat in das Hauptquartier der Sächsischen Truppen

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: Sachsen nach Tourconing bei Lille 1816 durch einen Feldpostkurier; „Durch die Feldpost“.
Adressat: Kgl. Sächsischer Equipage Soldat „Samuel Endler“ bei der Feld-Kriegs-Kasse der Kgl. Sächs. Mobilen Truppen im Hauptquartier zu Tourcoing bei Lille in französisch Flandern.

Post-Einlieferungsschein aus dem Hauptquartier der Sächsischen Truppen (Zweite Type; es sind mir nur 4 Stücke bekannt) kurz vor dem Ende der Besetzung Frankreichs beim Königlich Sächsischen Feldpost-Amt. Nach dem Aachener Kongress vom 29. September bis zum 21. November 1818.

Während der Besatzungszeit Kgl. Sächsischer Truppen in Frankreich gedruckter Postschein des Kgl. Sächsischen Feldpostamtes vom 12. Juli 1818 aus dem Hauptquartier in Tourcoing. Er quittiert einen „Rapport“ der Sächsischen Truppen nach Dresden. Im Rapport befand sich eine Anweisung über 30 Thaler 18 Groschen. Aufgeber: „Canzlei des Generalstabes“
Empfänger: „Seine Exellenz dem kommandierenden General-Leutnant von Le Coq“

Militärdienstbrief vom Hauptquartier Tourcoing zum Standort Lille mit dem Frachise- Stempel der Kgl. Sächs. Feldpost „SEVICE MILITAIR Königl:Saechs:Feld-Post-Amt in Frankreich“ (einzig mir bekanntes Stück)

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: TOURCOIN 8. Dezember 1817 nach LILLE
Absender: Le Commandant du Corps Saxon General Zezschwitz
Adressat: Monsieur le Comt de Rémusat, Préfet du Departement du Nord á Lille

Absender: Stationen Johann Adolf Freiherr von Zezschwitz während der Napoleonischen Feldzüge ab 1814:
Ende 1813 kehrte er aus russischer Gefangenschaft nach Sachsen zurück. Am Feldzug 1814 nahm er im Stab des Oberbefehlshabers des 3. deutschen Armeekorps, zu welchem die neuaufgestellten sächsischen Truppen gehörten, des Herzogs Karl August von Sachsen-Weimar, in Flandern und in Nordfrankreich teil.
Mitte April 1815 trat Thielmann in preußische Dienste und verließ das Korps. Dadurch fiel Zezschwitz die Leitung der Geschäfte während des Feldzuges 1815 und der Maiereignisse von Lüttich zu. Anschließend führte er die Truppen nach Westfalen, wo sie in einen preußischen und einen sächsischen Teil geschieden wurden. Den Offizieren wurde die Zugehörigkeit freigestellt.
Zum in Frankreich stehenden Besatzungsheer des Herzogs von Wellington gehörte ein Kontingent von 5.000 Sachsen, die unter dem Befehl von Heinrich Adolf von Gablenz standen. Zezschwitz wurde dort Chef des Generalstabes und 1817 zum Generalmajor befördert, bevor er es Ende 1818 in die Heimat zurückführte.

Adressat: Auguste-Laurent de Rémusat (1762–1823) war Kammerherr Napoleon Bonapartes
sowie späterer Präfekt vom Departemente du Nord
Zweiter Sächsischer Feldpoststempel wurde von der Heimat an die Front verwendet. Er wurde immer in schwarzer Farbe abgeschlagen.

Briefe aus der Heimat über die Briefsammelstelle Dresden in das besetzte Frankreich.

Zwei Feldpostbriefe aus Dresden nach Tourcoing bei Lille, dem Hauptquartier der Sächsischen Besatzungs-Truppen ab 1816.
Feldpost-Briefe aus der Heimat nach Frankreich wurden mit dem Stempel „Milit.Brief Dresden.“ gekennzeichnet. Dieser Stempel beurkundete die Portofreiheit (es sind mir 6 Briefe bekannt).

Portofreier Feldpostbrief
Beförderung: DRESDEN nach TOURCOING bei LILLE
Adressat: das Wohllöbliche Brigade Kriegsgericht beim mobilen Corps der Kgl. Sächs. Armee
Absender: Das Linieninfanterie-Regiment „Prinz Maximilian“ war ein Infanterieverband der kurfürstlich (später königlich) sächsischen Armee. Es wurde am 7. Dezember 1701 als Infanterie- Regiment „Graf Beichlingen“ zur Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I (August der Starken) gegründet und wurde nach dem Verlust der sächsischen Militärautonomie am 31. März 1919 aufgelöst. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig kämpfen die Reste des Regiments als 2. Linieninfanterieregiment gegen Frankreich. Anschließend verbleibt das Regiment bis 1816 als Besatzungstruppe in Frankreich.1814-1816 In Folge der Anfang November 1813 eingetretenen Neuformierung der Armee nahm es an dem Feldzug in Flandern teil und focht bei Camp de Nousies oder beim Ausfalls-Gefecht bei Affevent. Anschließend verblieb das Regiment von 1816 bis Ende 1818 als Besatzungstruppe in Frankreich.

Portofreier Feldpostbrief mit Francise-Vermerk: „Milit. Mit der Königl. Sächs. Feldpost“
Einzig mir bekannter Brief Brief vom Magistrat der Stadt Dresden (Kgr. Sachsen) an den Bürgermeister von Heys op den Berg (vereinigtes Königreich Holland, östlich von Mechelen in der Region Flandern) der nicht gänzlich portofrei war. Es wird den Angehörigen das Ableben eines Soldaten aus dem Lazarett in Dresden übermittelt.

Nach der Französischen Besetzung Hollands: Der Name wurde gewählt, um einen neuen, vereinigten europäischen Staat zu bezeichnen, der während des Wiener Kongresses 1815 gegründet worden war. Dieser Staat, der oft auch einfach „Königreich der Niederlande“ genannt wurde, bestand aus den ehemaligen Österreichischen Niederlanden im Süden und der früheren Republik der Sieben Vereinigten Provinzen im Norden.

Transkription: „Les Magistrats de la Ville de Dresde
Monsieur le Maire de la Commune d Heyst op den Berg. Monsieur!
Il n´y a pas de moyen de pouvoir Vous donner quelques nouvelles certaines sur la vie ou la mort du jeune Joseph Geen, qui doit avoir ètè en Garnison á notre Ville vers l´an 1812 ou 1813, parceque tuos les listes des militaires, malades ou morts dans les hopiteaux de Dresde, tenées par des Employés francois, se trouvent maintenant á Paris chez Monsieur Bourdin, régisseur général des hopiteaux de cette Ville.
Veuillés prendre cela en réponse sur votre lettre du 26. Octobre de 1 année courrante de ceux, qui
ont l´honneur d´étre avec respect, Vos trés humbles Serviteurs, les Magistrats de la Ville de Dresde,
Hermann, Syd.

Dresde, le 15. Novbr. 1815. 4. Francs Frais de Poste et Judiciaires.“

Portofrei auf dem Gebiet Sachsens und Preußens bis zur holländischen Grenze (Rötelkreuz), in
Holland portopflichtig.

Francisevermerk „Choses militaires“
Beförderung: DRESDEN 18. November 1815 über das Grenzpostamt „Henry de Chapelle“
(südwestlich von Aachen) nach HEYST OP DEN BERG.
Porto in Holland: 20 Stuiver + 2 Stuiver 2 Duyt Bestellgeld

Auf der Siegelseite befindet sich der Übernahmestempel der Kgl. Niederländischen Postverwaltung
„Duitsch Grensk: te Henri Chapelle“ und das Porto für den Empfänger „V 22 H 2“

Die spätesten mir bekannten Briefe während der Besatzungszeit Sächsischer Truppen in Nordfrankreich vom Oktober und November 1818. Die Portofreiheit im Ausland war 1818 offensichtlich für Sächsische Militärbriefe aufgehoben. Sie wurden mit der regulären Post befördert.
Briefe an den Sächsischen General-Major von Nostitz im königlich sächsischen mobilen Armee-Corps gerichtet.

Einfacher Portobrief
Beförderung: Von ANTWERPEN 19. Okt. 1818 über LILLE „PAYS BAS PAR LILLE“ nach TOURCOING,
Gebühren: nach dem Postvertrag Niederlande mit Frankreich von 1817 „L.P.B. 2.R.“
Tourcoing im 2ten Entf. Rayon = 8 Dezimen vom Empfänger zu bezahlen

Einfacher Portobrief mit Weitersendung
Beförderung: Von HAMBURG 11. Nov. 1818 bis Holland ist der Brief im geschlossenen Paket befördert, DEVENTER Grenzpostamt Holland, dort wurde der Grenzübergangsstempel „Noordsch Grenzkantoor“ er kennzeichnet die Herkunft aus dem Norden (Hamburg) über LILLE das mit Deventer die Post austauschte „PAYS BAS PAR LILLE“ nach TOURCOING, Dort weitergesendet nach CAMBRAY südlich von Tourcoing. In Tourcoing wurde der Brief wieder zur Post nach Campray aufgegeben „DEB. 57 TOURCOIN“
Gebühren: nach dem Postvertrag Niederlande mit Frankreich von 1817 „L.P.B. 4.R.“
Tourcoing im 4ten Entf. Rayon = 10 Dezimen = 8 Dez. für Holland u. 2 Dez. für Frankr.
Tourcoing nach Campray = 2 Dezimen
Porto Empfänger = 12 Dezimen
Weil der Brief den Postweg verlassen hatte kostete er weitere 2 Dezimen zur Verrechnung wurde
der Stempel DEB. 57 TOURCOIN abgeschlagen.

Aufruf des Autors:
Wer ähnliche Belege aus dieser Zeit in seiner Sammlung hat bitte an Arnim Knapp per Mail schicken (mindestens 300 DPI scannen) damit wir diese in einem Ergänzungsartikel veröffentlichen können.

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Interessante Bahnpost Briefe

Arnim Knapp

Zur Einleitung zwei Briefe aus der Zeit vor Eröffnung der Zweigeisenbahnlinie Greiz – Neumark. Der eine Brief ist zur Zeit der Frankomarken-Ausgabe Friedrich August und der Entwertungsperiode „Vollgitterstempel“ zwischen 1852 und 1854 befördert, der andere zur Zeit der ersten Ausgabe der Thurn und Taxis Frankomarken.

Zunächst der Friedrich-August Brief:
Seine Aufgabe erfolgte im Bahnpostbriefkasten des Haltepunktes „Neumark“ an der Bahnlinie Leipzig – Hof mit Weiterbeförderung über Reichenbach nach Greiz. Das Datum der Einführung des Haltepunkts Neumark auf der Strecke Leipzig – Hof ist bis heute nicht bekannt. Die Briefsammlung No. 4 Neumark wurde erst am 1. Sept. 1858 eröffnet, was nur aus den Postakten entnommen werden kann, weil zu Neumark keine Postanstalt Kartenschluss hatte.
Diese war im in der Eisenbahnstation untergebracht.

Das fahrende Postamt Leipzig – Hof wurde am 16. Juli 1851 in Betrieb genommen (Sächs. Postverordnung No. 827). Reichenbach an der Strecke des fahrenden Postamts No. 1 unterhielt regelmäßigen Briefkartenschluss mit dem Postamt Greiz.

Ausschnitt eines einfachen Franko Bahnpostbriefes im Nahbereich Sachsen-Thurn und Taxis

Beförderung: Einwurf in den Bahnpostbriefkasten Neumark, bis Haltepunkt Reichenbach mit der Bahnpost Leipzig – Hof und weiter mit der 3mal täglichen Postverbindung Reichenbach – Greiz. Der Stempel Leipzig-Hof 1 T besagt, dass der Brief Richtung Hof nach Reichenbach ging.
Entfernung: <= 5 Meilen = ½ Ngr.
Gewicht: < 1 Loth = einfach

Jetzt der Thurn und Taxisbrief aus der anderen Richtung:
Seine Aufgabe erfolgte im Postamt Greiz 31. Jan. 1852 und wurde bis Reichenbach befördert und dann auf die Bahnlinie Leipzig – Hof Zug e 12 Uhr umspediert (Der Stempel Leipzig-Hof 1 R besagt, dass der Brief Richtung Leipzig ging) und in Leipzig auf die Bahnlinie Leipzig- Magdeburg Zug 12 Uhr und in Köthen auf die Bahnlinie Leipzig-Berlin umspediert und in Berlin am 2. Febr. vormittags zugestellt (Briefträgerstempel).

Adressat: Aron Guhrauer, Tapeten- und Teppichhändler, Wallstraße 33, Berlin

Postcours Greiz – Werdau seit dem 1. August 1851 um 9:30 vormittags, der Zug nach Leipzig um 11:40 wird erreicht.
rot = Leipzig-Hof
grün = Leipzig-Magdeburg
blau = Leipzig-Berlin

Beförderung: Greiz über Reichenbach, Leipzig, Köten nach Berlin

rot = Postweg Greiz – Werdau
grün = Fahrendes Postamt No. 1 Hof – Leipzig

Ein weiterer Brief aus Sachsen nach Greiz vor Eröffnung der Zweigeisenbahn.

Einfacher Portobrief in den Postverein


Beförderung: Jöhstadt 5. April 1864 7 Uhr abends über Plauen 6. April 9 Uhr vormittags Haltepunkt der Eisenbahn Hof – Leipzig bis Reichenbach im Voigtland 6. April 3 Uhr nachmittags von dort auf den Postkurs Reichenbach – Greiz nach Greiz 6. April 5 – 6 Uhr nachmittags.


Gewicht: <1 Loth
Entfernung: 1 Rayon bis 10 Meilen
Gebühr: Porto = 1 Ngr. + 1 Ngr. Zuschlag im Postverein = 2 Ngr. umgerechnet in 6 Xr.rhn.

Mit Beförderung auf der Greiz-Brunner Eisenbahn-Gesellschaft
Ein direkter Nachweis dass die Beförderung auf der Zweigeisenbahn erfolgte ist nur bei Aufgabe bei der Endhaltestelle Greiz möglich. Alle übrigen Nachweise müssen über den Umkartierungsstempel erfolgen.


Bestimmungen der gebührenfreien Beförderung im Transit:
Auszug aus dem Postvertrag Sachsen mit Thurn und Taxis Sächs. Postverordnung No. 800 28. April 1851. Betr. „Anschluß der Fürstlich Thurn und Taxisschen Postverwaltung an den deutsch-österreichischen Postverein“:

Artikel 19. „Festsetzung der Transitlinien“ letzter Absatz: „Sendungen aus einem Teil des Königlich Sächsischen Postbezirks nach einem anderen Theile desselben Postbezirks, sowie aus einem Theile des Fürstlich Thurn- und Taxisschen Postbeziks nach einem anderen Theile desselben Postbezirks sollen gegenseitig transitfrei befördert werden.

Briefbeispiel

Einfacher Frankobrief im Nahbereich der Thurn und Taxisschen Post im Transit durch Sachsen

Beförderung: Aufgabe im Bahnhof Greiz am 20. 11. 1866 Endpunkt der Eisenbahnlinie GREIZ – NEUMARK, mit dem Zug II bis Neumark befördert. Dort auf die Bahnlinie Leipzig – Hof und in Gössnitz auf die Bahnlinie Glauchau – Gera umspediert Ankunft in Gera am 20. 11. nachmittags.
Entfernung: Greiz – Gera = 4,5 Meilen Nahbereich = ½ Sgr.
Gewicht: <1 Loth = einfach

Geschichte der Zweigeisenbahn:
Die Greiz–Brunner Eisenbahn-Gesellschaft war eine Eisenbahngesellschaft in Sachsen und dem Fürstentum Reuß ältere Linie.

Bevor Greiz, die damalige Hauptstadt des Fürstentums Reuß ältere Linie, im Jahre 1875 durch die Elstertalbahn der Sächsisch-Thüringischen Eisenbahn-Gesellschaft an das Schienennetz angeschlossen wurde, bekam die Stadt von Sachsen her eine Bahnverbindung, die vor allem von den Fabrikbesitzern gewünscht worden war. Weil die Sächsische Staatsbahn den Bau nicht selbst bewerkstelligen wollte, gründeten die Interessenten 1862 die Greiz-Brunner Eisenbahn-Gesellschaft (GBE), von deren Kapital auch die Fürstlich Reußische Regierung mehr als ein Viertel übernahm. Die Gesellschaft erhielt 1864 die Konzessionen des Fürstentums Reuß ä. L. und des Königreichs Sachsen für den Bau einer Eisenbahnstrecke. Sie begann in Greiz an einer Station die später oberer Bahnhof oder Aubachtal genannt wurde, führte weiter in östlicher Richtung und überschritt kurz vor Brunn die sächsische Grenze. Bei Brunn mündete sie in die Bahnstrecke Leipzig–Hof ein, die von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie bereits 1846 eröffnet und anschließend verstaatlicht worden war. Die GBE ließ ihre Züge bis Neumark in Sachsen durchfahren und zahlte für die Streckenbenutzung an die Staatsbahn ein „Bahngeld“ von jährlich 1860 Mark.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Greiz-Brunner_Eisenbahn-Gesellschaft

Den Betrieb auf der neuen Strecke, die am 23. Oktober 1865 eröffnet wurde, besorgten die Kgl. Sächsischen Staatseisenbahnen. Diese erwarb die Greiz-Brunner Eisenbahn zum 1. Januar 1876.

Quelle: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltung No. 42, Oktober 1865

Diese Strecke war ohne Postschaffnerbegleitung. Die Postbeförderung fand unter Verschluss
statt. 1866 fuhren pro Tag 4 Züge zwischen Greiz und Neumark hin und her. Der Zug II
(Fahrplan 1866) fuhr vormittags um 6:50 Uhr in Greiz los. Er brauchte ca. ½ h Fahrzeit für die
13,8 km lange Strecke.

Auszug aus dem Fahrplan der königlich sächsischen westlichen Staatseisenbahnen vom
August 1866:

Quelle: Leipziger Zeitung No. 195, August 1866

Weiter wurde der Brief dann aus Gründen der schnellsten Beförderung über das Sächsische Bahnnetzwerk bis Gera befördert, denn die Bahnlinie über Greiz nach Gera wurde erst im Sommer 1875 in Betrieb genommen: In Neumark auf die Bahnlinie Leipzig – Hof und in Gössnitz auf die Bahnlinie Glauchau – Gera umspediert. Der Brief kam am 20. 11. Nachmittags in Gera an.

Ausschnitte aus der Karte Topographische Äquidistantenkarte Sachsen 1875, Darstellung des Streckenabschnitts der Greiz-Brunner Eisenbahngesellschaft bis Brunn und ab Brunn bis Neumark, dem Streckenabschnitt auf dem die Bahnlinie Greiz – Neumark die Bahnlinie Leipzig – Hof mitbenutzte.

Bahnstrecke Zweigeisenbahn Greiz – Neumark mit den Haltepunkten Greiz, Mohlsdorf, Brunn, Neumark

Ausschnitt Vergrößerung des gemeinsamen Streckenabschnitts

grün = Bahnlinie Greiz – Neumark
grün gestrichelt = gemeinsamer Streckenabschnitt
rot = Leipzig – Hof

Weitere Belege mit Beförderung auf der Zweigeisenbahn Greiz – Neumark oder Neumark – Greiz.

Sammlung Jürgen Herbst

Einfacher Frankobrief im Nahbereich der Thurn und Taxisschen Post im Transit Sachsen

Beförderung: Aufgabe im Bahnhof Greiz am 4. 5. 1866 Endpunkt der Eisenbahnlinie GREIZ – NEUMARK, mit dem Zug II bis Neumark befördert. Dort auf die Bahnlinie Leipzig – Hof und in Gössnitz auf die Bahnlinie Glauchau – Gera umspediert Ankunft Ronneburg ein Haltepunkt dieser Strecke.
Dieser Brief ist nach den gleichen Transitgebühren Bestimmungen Artik. 19 des Postvertrags behandelt wie der Brief Greiz-Gera.

1879 führte die Bahnstrecke nach Kauf der Zweigeisenbahn durch die Sächsische Staatseisenbahn einen Streckenstempel Greiz – Neumark, der zur Entwertung eingesetzt wurde. Postkarte des Deutschen Reichs 10. Juni 1879.

Briefe in umgekehrter Richtung Sachsen nach Thurn und Taxis

Beförderung: Aufgabe in den Bahnpostwagen Reichenbach am

3. 3. 1867. Haltepunkt der Eisenbahnlinie Leipzig – Hof mit dem Zug VI bis zum Haltepunkt Neumark 3. 3. Mittags befördert. Dort auf die Bahnlinie GREIZ – NEUMARK umspediert und bis zum Endhaltepunkt Greiz befördert Ankunft 3. 3. Nachmittags. Dies müsste laut Fahrplan der Zug IV gewesen sein.

Adressat: Fabrikant Heinrich Rudolf Lindner, wohnhaft in der Heinrichstraße 7, Greiz

Einfacher rekommandierter Frankobrief aus Sachsen nach Thurn und Taxis

Beförderung: Aufgabe in Leipzig am 30. 4. 1867. Mit der Eisenbahnlinie Leipzig – Hof bis zum Haltepunkt Neumark 31. 4. vormittags befördert. Dort auf die Bahnlinie GREIZ – NEUMARK umspediert und bis zum Endhaltepunkt Greiz befördert Ankunft 31. 4. vormittags. Dies müsste laut Fahrplan der Zug V gewesen sein.
Rekommandation: 2 Ngr.
Entfernung:
Gewicht: <1 Loth = einfach


Ein Brief aus dem Postverein mit Beförderung auf der Zweigeisenbahn
Adressat: Fabrikant Heinrich Rudolf Lindner, wohnhaft in der Heinrichstraße 7, Greiz
Absender: Louis Reis, Manufakturwarengeschäft en gros, Stuttgart

Beförderung: Aufgabe in Stuttgart am 09. 02. 1867. mit den württembergischen und bayrischen Eisenbahnlinien bis Hof und dem Fahrenden Postamt No. 1 Leipzig – Hof bis zum Haltepunkt Neumark 11. 02. nachmittags befördert. Dort auf die Bahnlinie GREIZ – NEUMARK umspediert und bis zum Endhaltepunkt Greiz befördert, Ankunft 11. 02. abends. Dies müsste laut Fahrplan der Zug X gewesen sein.
Rekommandation: 2 Ngr.
Entfernung: >20 Meilen
Gewicht: <1 Loth = einfach

Anzeige in der Zeitung „Schwäbischer Merkur“ No. 1 Januar 1866; Mitarbeitergesuch von Louis Reis aus Stuttgart

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Neuer Internetauftritt der FG

Seit dem 1. Januar 2025 wurde der aktuelle Stand der neuen Homepage der Forschungsgemeinschaft Sachsen e. V. (FG) eingestellt.

Die neue Homepage soll vor allem folgenden Sammlerkreis ansprechen:

  • Die Mitglieder der FG insbesondere hinsichtlich aktueller Informationen zu den Tagungen, Ausstellungen, Messen oder zukünftigen oder in Arbeit befindlichen Themen
  • Nichtmitglieder der FG bezüglich unseres Sammelgebietes oder der Rundbriefe, mit dem Ziel, das Interesse zur Mitgliedschaft zu wecken
  • Spezialisten auch anderer Sammelgebiete, indem beispielsweise bei den Beiträgen auch die Quellen zur Sachsenphilatelie angegeben werden.

Die fünf Hauptmenüs sind selbsterklärend und sind durch Anklicken aufrufbar. Auf das Menü „login“ können nur die FG-Mitglieder mit Passwort zugreifen. Bezüglich des Zugangs und des Inhalts werden die Mitglieder gesondert informiert.

Eingangs werden die Nutzer über:

  • künftige Treffen
  • Veröffentlichungen
  • neu eingestellte Beiträge informiert.

Unter diesen Hinweisen folgen die Sammelgebiete, mit denen sich die Mitglieder der Forschungsgemeinschaft im Wesentlichen beschäftigen. Diese Themen wurden nach der Interessenlage von neu zu gewinnenden Mitgliedern bezüglich der Reihenfolge ausgerichtet, das heißt, Anfangs die Markensammler, dann die Stempelsammler bis hin zu den Heimat- und Feldpostsammlern.

Zu diesen Themen wird jeweils eine Kurzbeschreibung geliefert. Am Anfang der Beschreibung wird ein Ansprechpartner mit der Mailadresse für Anfragen bezüglich des Themas genannt.

In einer weiteren Rubrik werden Einzelbeiträge für alle Nutzer vorgestellt, auf deren Grundlage eine Diskussion zwischen den Nutzern angeregt werden soll. Am Ende des Beitrags können die Leser einen Kommentar zum Inhalt des Beitrags abgeben.

Ein Archiv über alle bisher eingestellten Beiträge soll erstellt werden.

Auf dem Computer können die Beiträge auf der rechten Seite aufgerufen werden, im Handy am Ende der Sammelgebietsthemen.

Der weitere Ausbau des Informationsgehaltes ist vorgesehen.

Eine gute Homepage kann nur mit Unterstützung der Nutzer entstehen. Deshalb bitten wir, sich mit Hinweisen zur Verbesserung oder auch Kritiken nicht zurückzuhalten.

Der Vorstand

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Der Vierte Koalitionskrieg 1806 / 1807 – Auswirkungen auf das sächsische Postgebiet

von Stefan KolditzVSP / Gelenau

Bei der Eingrenzung des sächsischen Postgebietes gehen die Sammler in der Regel vom sächsischen Territorium nach dem Wiener Kongress im Jahre 1815 aus. Dieses Gebiet deckt sich mit wenigen Abänderungen mit dem Freistaat Sachsen von heute. Von den Staatsgebieten der Albertinischen Linie nach der Leipziger Teilung 1485 ist wenig übriggeblieben. Aber auch die später entfallenen Gebiete stellten zeitraumbezogen sächsische Postgebiete dar. Wesentliche Gründe für die Gebietsverluste waren kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen Sachsen auf der falschen Seite kämpfte.

In der Alten Sachsenpost (Asapo) von Milde / Schmidt wird ab Seite 168 eine „Chronik und Stempel der sächsischen Postanstalten“ aufgeführt. Ausgangspunkt dabei war allerdings, dass die Postorte einen Stempel führten.

Im Sachsen-Brevier von Horst Milde dominieren wiederum die Stempel, obwohl in der Unterüberschrift „Poststationskatalog 1600 – 1867“ steht. Zusätzlich zur Asapo wurde Cottbus und Rosla aufgenommen. Da zwischenzeitlich weitere Postmeisterstempel, wie Wittenberg, Langensalza (Abb. 1, Stempel weiterverwendet von der preußischen Post) oder der Schreibschriftstempel Wolkenstein bekannt wurden, sollten die „Stempelsammler“ über eine Ergänzung des Breviers nachdenken.

Abb. 1: Preußischer Postschein mit weiterverwendetem sächsischen Postmeisterstempel von Langensalza vom 14. Oktober 1820

Das Sachsen-Brevier ist als gesamtsächsischer Poststationskatalog nicht zu verwenden, da fast alle ehemaligen Postorte aus der Zeit von 1600 bis zum Wiener Kongress 1815 fehlen. Im Stationskatalog von Feuser / Münzberg sind die ehemaligen Postorte mit Hinweis auf die sächsische Zeit mit aufgeführt, aber auch nicht alle.

1. Staatsgebiet der Wettinischen Lande

Als Ausgangspunkt der Betrachtungen wurde das Staatsgebiet Anfang des 19. Jahrhunderts gewählt. Sich davor vollzogene kleinere Gebietsveränderungen können anhand von Belegen kaum nachgewiesen werden. Bei den behandelten Sachverhalten werden allerdings auch Belege aus dem 18. Jahrhundert mit berücksichtigt, um die königlich kurfürstliche oder die kurfürstliche Zeit zu belegen.

Nachfolgend ist eine Karte des Kurfürstentum Sachsen vom Jahre 1813 (Abb. 2) mit allen auch davor vollzogenen Veränderungen abgebildet.

Abb. 2: F. W. Putzger: Historischer Schul-Atlas (44. Ausgabe, 1925)

Die ab 1800 vollzogenen Gebietsverluste (rot) und Gebietsgewinne (grün) sowie Postanstalten auf fremden Territorien (blau) sind hinsichtlich der Lage entsprechend gekennzeichnet.

  •   1      1802/1803 Verlust der Gebiete Nordhausen, Mühlhausen und Eichsfeld
  •   2      1807 Zugewinn Enklave Cottbus und Peitz
  •   3      1807 Postanstalten auf preußischem Besitz (Crossen und Züllichau)
  •   4      1808 Verlust Grafschaft Barby
  •   5      1808 Verlust Gebiet um Eisleben

Zu den einzelnen Veränderungen werden nachfolgend wesentliche Ursachen und Verträge erörtert und beispielhaft dazu Belege gezeigt. Anhand der Briefe lässt sich die Veränderung nicht belegen, da dort in der Regel keine Herkunftsstaaten vermerkt sind. Deshalb sind hierzu Postscheine oder sonstige staatliche Dokumente heranzuziehen.

Veränderung 1802 / 1803

Erste Veränderungen ergaben sich Anfang des 19. Jahrhunderts für Sachsen in den Jahren 1802 / 1803 durch den Frieden von Lunville. Im folgenden Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 verlor Sachsen unter anderem die Gebiete Nordhausen, Mühlhausen, Querfurt und das Eichsfeld (§ 3 des Reichsdeputationshauptschluss).

Diese Veränderung hatte zur Folge, dass die kurfürstlich sächsischen Postanstalten nunmehr von der preußischen Post übernommen wurden.

Ein Postschein vom 1. August 1781 zu einem Paket mit Dokumenten von Nordhausen (Abb. 3) belegt die Zugehörigkeit zu Sachsen vor der Übernahme durch Preußen.

Abb. 3: Postschein von Nordhausen aus kurfürstlich sächsischer Zeit vom 1. August 1781

Der nachfolgende Postschein vom 14. Juni 1785 zu einem Wertbrief (Abb. 4) wurde in sächsischer Zeit in Querfurt ausgestellt.

Abb. 4: Postschein von Querfurt aus kurfürstlich sächsischer Zeit vom 14. Juni 1785

2. Der Vierte Koalitionskrieg 1806 / 1807

Der Vierte Koalitionskrieg oder auch Feldzug gegen Preußen fand in den Jahren 1806 und 1807 zwischen Frankreich und den mit ihm verbundenen Staaten, wie den Mitgliedern des Rheinbundes auf der einen Seite, und im Wesentlichen Preußen und Russland auf der anderen Seite statt. Sachsen kämpfte auf der Seite Preußens. Der alte preußische Staat brach nach der Schlacht von Jena und Auerstädt im Oktober 1806 zusammen. Der Friedensvertrag von Posen wurde am 11. Dezember 1806 unterzeichnet. Der Vertrag beendete den Krieg zwischen Frankreich und dem mit Preußen verbündeten Kurfürstentum Sachsen während des Vierten Koalitionskrieges.

Die Hauptlast des Krieges lag nunmehr bei Russland. Nach der entscheidenden Niederlage gegen Napoleon in der Schlacht bei Friedland in Ostpreußen am 14. Juni 1807 beendete der Friede von Tilsit den Vierten Koalitionskrieg.

Der russisch-französische Friedensschluss vom 7. Juli 1807 teilte Europa in eine russische und französische Interessenssphäre ein. Der preußisch-französische Vertrag vom 9. Juli 1807 (Diktatfrieden) stufte Preußen auf eine europäische Mittelmacht herab. Preußen verlor dabei fast die Hälfte seines Territoriums. Napoleon befand sich hingegen auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Karte in Abb. 5 zeigt das Preußen nach dem Frieden von Tilsit 1807 verbleibende Gebiet, in der Karte braun eingezeichnet. Die verlorenen preußischen Gebiete sind hingegen blau eingezeichnet. Zu den östlichen Gebieten ist zu bemerken, dass diese von Preußen Ende des 18. Jahrhunderts annektiert wurden.

Abb. 5: Teilkarte von Europa im Ergebnis des Friedens von Tilsit (wikipedia.org: Frieden von Tilsit)

2.1 Friedensvertrag von Posen vom 11. Dezember 1806

Sachsen wurde der Friedensvertrag von Posen aufdiktiert. Sachsen musste dem Rheinbund beitreten. Im Gegenzug wurde Sachsen zum Königreich erhoben.

Nachfolgend die diesbezüglichen Artikel des Vertrages:

„Artikel 1

Von der Unterzeichnung gegenwärtigen Friedensschlusses an soll Friede und vollkommene Freundschaft zwischen Sr. Majestät dem Kaiser der Franzosen, König von Italien und dem rheinischen Bunde einer, und Sr. kurfürstl. Durchlaucht von Sachsen anderer Seits seyn.

Artikel 2

Se. kurfürstliche Durchlaucht von Sachsen treten dem am 12. Julius dieses Jahres zu Paris abgeschlossenen Konföderations- und Allianztraktate bei, und erhalten durch diesen Beitritt alle Rechte und alle Verbindlichkeiten des Bündnisses, als wenn dieselben Haupt-Mitkontrahent des besagten Vertrags gewesen wären.

Artikel 3

Se. kurfürstliche Durchlaucht nehmen den Titel: König an, und haben im Kollegium und im Range der Könige den Sitz nach der Ordnung der Einführung desselben.“

Die ersten drei Artikel des Vertrages konnten ohne Folgevereinbarungen vollzogen werden, da damit keine Territorialveränderungen im Zusammenhang standen. Aus dem bisherigen Kurfürstentum Sachsen wurde nunmehr das Königreich Sachsen.

Veränderung der Behördenbezeichnung

Die vor der Veränderung mit „Churfürstlich Sächsisch“ unterschriebenen Postscheine wurden aus Sparsamkeitsgründen weiterverwendet und das „Churfürstlich“ wurde abgeändert in „Königlich“.

Abb. 6: Postschein von Naumburg vom 24. Februar 1807 mit geänderter Unterschrift

Beim Postschein von Naumburg vom 24. Februar 1807 (Abb. 6) wurde in der gedruckten Scheinunterschrift das „Churfürstlich“ gestrichen und mit „Königlich“ überschrieben. Die noch vorrätigen Scheine wurden aufgebraucht. Inwieweit unabhängig davon zu dieser Zeit bereits mit „Königlich Sächsisch“ gedruckte Scheine vorlagen, kann nicht belegt werden. Vor dem Druck neuer Scheine hat das Oberpostamt Leipzig die noch vorrätigen Postscheine ja auch noch ausgegeben.

Spätestens Mitte 1807 wurden Postscheine mit „Königlich“ an die Postanstalten ausgeliefert, was der Postschein von Marienberg vom 29. Juni 1807 nach Freiberg (Abb. 7) belegt.

Abb. 7: Postschein von Marienberg vom 29. Juni 1807 mit der neuen Behördenbezeichnung

Es liegt allerdings auch noch ein „Churfürstlich Sächsischer“ Schein vor, welcher erst 1810 in Zschopau verwendet wurde. Bei geringem Bedarf kam dies durchaus vor.

Im Friedensvertrag von Posen wurden weitere Vereinbarungen auf militärischem Gebiet oder bezüglich der Gleichstellung des lutherischen und katholischen Glaubens getroffen, welche für die Post keine Rolle spielten.

2.2 Friedensvertrag von Tilsit

Der russisch-französische Friedensvertrag wurde noch unter gleichberechtigten Partnern geschlossen. Frankreich konnte Russland zu dieser Zeit nicht als Gegner gebrauchen. Anders verhielt es sich beim Diktatfrieden mit Preußen.

Gebietsgewinn Herrschaften Cottbus und Peitz

Bereits im Friedensvertrag von Posen wurden Festlegungen zu Gebietsveränderungen getroffen.

„Artikel 6

Se. Majestät der Kaiser der Franzosen, König von Italien machen sich anheischich, dem Könige von Sachsen im künftigen Friedensvertrage mit Preussen den Kottbusser Kreis abtreten zu lassen.

Artikel 7

Se. Majestät der König von Sachsen treten dem Fürsten, welche Se. Majestät der Kaiser noch ernennen werden, in dem Theile von Thüringen zwischen den Fürstenthümern Eichsfeld und Erfurt ein Gebiet ab, welches an Bevölkerung und sonstigen Verhältnissen jenem des Kottbusser Kreises gleich ist. Dieses Gebiet soll dazu dienen, die genannten Fürstenthümer zu verbinden, und von dem zu bezeichnenden Fürsten mit vollem Eigenthum und mit vollkommener Souverainität besessen werden. Die Gränzen dieses Gebiets sollen durch von beiden Seiten ernannte Kommissarien gleich nach Auswechslung der Ratifikationen festgesetzt werden.“

Nähere Einzelheiten dazu wurden mit dem Friedensvertrag von Tilsit vom 9. Juli 1807 zwischen Frankreich und Preußen geregelt. Die Artikel aus dem Vertrag werden in Kopie beim betreffenden Sachverhalt abgebildet.

In Folge von Gebietsaustauschen wurde Cottbusser Kreis mit den Postanstalten Cottbus und Peitz Sachsen zugeschlagen. Die formelle Übergabe fand am 20. September 1807 in Berlin statt.

Der in Cottbus bereits zu preußischer Zeit verwendete Langstempel wurde in sächsischer Zeit weiterverwendet.

Der nebenstehende Brief vom 14. Juni 1801 (Abb. 8) wurde in Berlin aufgegeben und über Cottbus nach Herrnhut befördert. Wenn man die damalige Postorganisation betrachtet, ergibt sich jedoch die Frage, welche ursprüngliche Bedeutung dieser Stempel hatte, welcher bereits 1800, im Gegensatz zu den großen preußischen Städten (1817), viel früher eingeführt wurde.

Abb. 8: Portobrief von Berlin über das preußische Postamt in Cottbus nach Herrnhut vom 14. Juni 1801

In Cottbus erfolgte der Postaustausch der von Norden von Preußen nach dem östlichen Teil Sachsens gehenden Post. Die preußischen Postkurse endeten in Cottbus.

Ab Cottbus verkehrten ausschließlich kursächsische Kurse weiter nach sächsischen Postanstalten. Demnach bezog Preußen das Porto bis Cottbus und Sachsen das weitergehende Porto innersächsisch.

Ob es sich beim Stempel Cottbus um einen preußischen Verrechnungsstempel mit Sachsen, um einen preußischen Briefaufgabestempel (verwendet auch bei Transitbriefen über Cottbus) oder um einen seitens der sächsischen Post bei Postübernahme von Preußen oder ab 1807 als Briefaufgabestempel innersächsisch handelt, könnten nur Briefe direkt von Cottbus nach Preußen mit diesem Stempel vor 1807 belegen. Innersächsische Briefe mit dem Cottbus-Stempel als Aufgabestempel liegen zumindest vor. Eine Beurteilung setzt allerdings voraus, dass es sich dabei nicht um eine Briefhülle ohne Datum und Absendeort handelt (vgl. FG Sachsen, RB 24, S. 20). In einer Aufstellung der sächsischen Postorte von 1773 wurde Cottbus auch aufgeführt. Eine sächsische Posthalterei wird sich dort zumindest befunden haben.

Wichtig bei der Meldung von Belegen ist, dass diese Briefe tatsächlich mit vollständigem Inhalt übermittelt werden, denn eine Dienstbriefhülle mit dem Stempel hilft hier nicht weiter.

Nach der Angliederung des Cottbusser Kreises änderte sich hinsichtlich der Postkurse von Preußen bis Cottbus nichts. Der Postaustausch und der Abschlag des Stempels erfolgten weiter.

Abb. 9: Portobrief von Hamburg über Berlin und Cottbus nach Herrnhut vom 8. November 1809

Der Brief von Hamburg über Berlin und Cottbus nach Herrnhut vom 8. November 1809 (Abb. 9) belegt die Weiterverwendung des bisherigen Stempels in sächsischer Zeit. Für den Brief von Berlin standen der preußischen Post bis Cottbus 11/2 Groschen und von Hamburg bis Cottbus gesamt 4 Groschen zu. Das Porto von Cottbus bis Herrnhut mit 21/2 Groschen stand Sachsen allein zu. Zur genauen Portoberechnung vgl. Portohandbuch Sachsen, Band 1, Seite 12.

In der Asapo ist auf Seite 406 bezüglich Peitz vermerkt, dass der Ort erst durch Sachsen eine Post erhielt. Die Aussage im Stationskatalog von Feuser / Münzberg mit „Preußische Postanstalt, g. 1710 PW; 1796 PA; 1807 an Sachsen; sächs. Postanstalt, g: 1809“ hilft zur Aufklärung auch nicht viel weiter.

Abgabe von sächsischen Gebieten an das Königreich Westphalen

In der Literatur wird als Jahr der Abgabe von sächsischen Gebieten an das Königreich Westphalen meist 1806 angegeben.

In der Alten Sachsenpost von Milde / Schmidt 1973 steht dazu „Barby, Eisleben, Mansfeld und Wanfried gelangten 1806 zum neu gegründeten Königreich Westphalen.“

Diese Aussage dürfte aufgrund der wesentlich später abgeschlossenen Verträge und auch anhand von Postscheinen so nicht stimmen. Das Königreich Westphalen war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gegründet.

Auch Postscheine belegen die spätere Übertragung.

Anhand der vertraglichen Vereinbarungen fand die Übertragung wesentlich später statt.

Im Friedensvertrag von Tilsit wird im Artikel 8 die Gründung des Königreichs Westphalen festgeschrieben.

In der Verfassung des Königreichs vom 15. November 1807 sind als Gründungsmitglieder keine sächsischen Herzogtümer aufgeführt. Lediglich bereits im Jahre 1803 verlorene sächsische Gebiete gehörten dazu.

Abb. 10: Postschein von Eisleben vom 6. Februar 1785 aus der kurfürstlichen Zeit

Der Postschein vom 6. Februar 1785 (Abb. 10) dokumentiert die Zugehörigkeit von Eisleben in kurfürstlicher Zeit. Der Schein vom 25. März 1807 (Abb. 11) zeigt, dass noch im Jahre 1807 die Königlich Sächsische Post in Eisleben betrieben wurde.

Abb. 11: Königlich sächsischer Postschein vom 25. März 1807 verwendet in Eisleben

Bei wikipedia ist bei den Departements des Königreichs Westphalen als Übernahmejahr 1808 aufgeführt:

„Den ersten Zuwachs erhielt Westphalen durch eine sächsische Abtretung im Traktat vom 19. März 1808. Die Grafschaft Barby, das Amt Gommern und den größten Teilen des sächsischen Anteils der Grafschaft Mansfeld (ohne Artern, Voigtstedt und Bornstedt) sowie dem sächsischen Teil der Ganerbschaft Treffurt und der Vogtei Dorla (zusammen etwa 30.000 Einwohner). Durch Decret vom 27. März 1808 wurde das abgetretene Mansfeld mit dem Departement der Saale, Barby und Gommern mit dem Departement der Elbe verbunden.“

Damit dürfte der Verlust der Gebiete im Jahre 1808 vollzogen sein. Das zugehörige Dokument vom 19. März 1808 habe ich allerdings nicht gefunden, um hieraus weitere Nachweise abzubilden. Dass beispielsweise Barby einmal zu Sachsen gehörte, kann anhand von Postscheinen belegt werden. Der Postschein vom 7. Dezember 1755 von Barby (Abb. 12) wurde über Brandkassengelder nach Dresden ausgestellt. Brandkassengelder waren nur von sächsischen Orten abzuführen, deshalb die territoriale Zugehörigkeit zum Kurfürstentum. Allein die Verwendung eines sächsischen Postscheins würde nicht ausreichen, da Sachsen auch Postanstalten außerhalb seines Territoriums unterhielt und dort auch die sächsischen Postscheine verwendete.

Abb. 12: Sächsischer Postschein aus der königlich kurfürstlichen Zeit verwendet in Barby am 7. Dezember 1755

Sächsische Postanstalten auf preußischem Gebiet

Kaiser Napoleon errichtete über die Verträge von Tilsit das Herzogtum Warschau als polnischen Satellitenstaat im Abhängigkeitsverhältnis zu Sachsen (Artikel 15). Sachsen regierte das Herzogtum in Personalunion.

Da zwischen Sachsen und dem Herzogtum Warschau preußisches Territorium lag, wurde gleichzeitig die Verbindung der beiden Gebiete über eine Heerstraße festgelegt (Artikel 16).  Diese Straße verlief von Sachsen über die preußischen Orte Crossen und Züllichau nach Posen und Warschau (vgl. Kartenausschnitt in Abb. 13). Dass Artikel 16 zunächst rein militärische Zwecke hatte, geht bereits aus der Formulierung hervor.

Abb. 13: Karte der Territorien nach dem Tilsiter Frieden; Heerstraße

Abb. 14: Postschein verwendet auf preußischem Territorium in Crossen am 25. Februar 1809

Hinsichtlich der Post hatte die Heerstraße durch preußisches Staatsgebiet allerdings auch Folgen. So entstand in Crossen und Züllichau eine sächsische Postanstalt mit Pferdewechselstation auf preußischen Territorium. Ob dies bereits 1807 oder erst 1808 erfolgte, ist nicht bekannt. Das Exemplar des Königlich Sächsischen Hof- und Staatskalenders 1808, was darüber Auskunft geben könnte, ist nicht bekannt. Auch im Stationskatalog von Feuser / Münzberg sind die beiden Postanstalten als sächsisch nicht erwähnt.

Zumindest von Crossen liegt ein Postschein vom 25. Februar 1809 vor (Abb. 14). Von der Postanstalt Züllichau sind keine Belege bekannt. In den Königlich Sächsischen Hof- und Staats-Kalendern sind ab 1809 beide Postorte mit den Postmeistern aufgeführt. Mit dem Wiener Kongress fielen beide Postanstalten wieder an Preußen.

Heinrich Stephan, Königlich Preußischer Post-Rath, beschreibt die Situation nach dem Frieden von Tilsit in seinem Buch „Geschichte der Preußischen Post von ihrem Ursprunge bis auf die Gegenwart, 1859“ sehr ausführlich, allerdings aus preußischer Sicht. Die diesbezüglichen Seiten 356 und 357 werden deshalb in Kopie abgebildet (Abb. 15).

Abb. 15: Auszug aus „Geschichte der Preußischen Post“, Seite 356 f.

Nach diesem Auszug wurden im Herzogtum Warschau alle preußischen Posten aufgehoben. Alle Postmeister und preußischen Beamten wurden vom sächsischen König entlassen. Die preußischen Postkurse von Berlin nach Osten erlitten dadurch erhebliche Störungen. Im Herzogtum wurde eine eigene Post aufgebaut.

Aus der Zeit der Personalunion ist ein Postschein vom 13. Februar 1808 von Warschau bekannt (Kopie Abb. 16). Vom Scheintext handelt es sich um einen preußischen Typ und ist auch mit „Königl. Ober-Post-Amte“ unterschrieben. Warschau war allerdings Herzogtum und kein Königreich.

Hier stellt sich die Frage, ob Preußen in Warschau wieder eine Postanstalt zu dieser Zeit betrieben hat oder ob in der Postanstalt des Herzogtums Warschau lediglich wie sonst auch in Sachsen üblich die alten Scheine aufgebraucht wurden.

Abb. 16: Postschein von Warschau vom 13. Februar 1808

Verwendete Literatur:

  • Milde / Schmidt: Die alte Sachsenpost, 1973
  • Horst Milde: Sachsen-Brevier, 1994
  • Feuser / Münzberg: Deutsche Vorphalatelie Stationskatalog, 1988
  • Heinrich Stephan: Geschichte der Preußischen Post, 1859 *
  • Gustav Schäfer: Geschichte des Sächsischen Postwesens, 1879 *
  • Reichdeputationshauptschluß vom 25.2.1803 *
  • Friedendvertrag von Posen vom 11.12.1806 *
  • Friedendvertrag von Tilsit vom 7. / 9.7.1807 *
  • Königlich Kurfürstliche und Königliche Hof- und Staats-Kalender, verschiedene Jahrgänge *
  • de.wikipedia.org mit den Themen wie Vierter Koalitionskrieg, Frieden von Possen, Frieden von Tilsit, Königreich Westphalen, betroffene Ortschaften und Herzogtümer und Vieles mehr *

Die am Ende mit einem „*“ versehene Literatur ist im Internet für nichtkommerzielle Zwecke frei verfügbar.